Geschichte

Till Fabian Weser (2013 bis heute)

Till Fabian Weser führt das Jugendsymphonierochester Oberfranken ins dritte Jahrzehnt.

Mit Till Fabian Weser, dem Begründer und Leiter der Sommer Oper Bamberg, gelang es Raoul Grüneis und Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Sadlo (Künstlerischer Berater von Haus Marteau 2007–2016), ab 2013 einen neuen Leiter für das Orchester zu gewinnen.

Till Fabian Weser führt die Reihe der „engagierten, charismatischen jungen Dirigenten“ (Dr. Peter Müller in der Neuen Presse vom 22.4.2014) des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken nahtlos weiter. Schon für die erste Arbeitsphase in der Karwoche 2013 konnte er mit der Erweiterung der Coaching-Praxis auf alle Orchesterstimmgruppen und mit Unterstützung des Kurzentrums Weißenstadt am See die Rahmenbedingungen optimieren. Dessen Kursaal lässt für die Tuttiproben und die Generalprobe am Karfreitag keine Wünsche offen.

Zum dreißigjährigen Jubiläum des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken waren, wie zuletzt 1994, Ausschnitte aus Bizets Oper „Carmen“ zu hören. Die Begeisterung der über 1000 Konzertbesucherinnen und Konzertbesucher bei den drei Konzerten an Ostern 2014 zeigte eindrucksvoll, dass die Förderung des musikalischen Nachwuchses durch den Bezirk Oberfranken nachhaltig und zukunftsweisend ist.

Raoul Grüneis (2005 bis 2012)

Als Nachfolger von Howard Golden konnte für 2005 der aus Kulmbach stammende Dirigent und Komponist Raoul Grüneis verpflichtet werden.

Auch er hatte viel Erfahrung mit Jugend- und Studentenorchestern, nicht zuletzt durch mehrere Aufenthalte bei José Antonio Abreu und dessen „Sinfónica de la Juventud Venezolana Simón Bolívar“. Die bewährte Zusammenarbeit mit den Hofer Symphonikern übernahm er, erweiterte das Coaching-Team noch und gewann mit den Bamberger Symphonikern dafür einen weiteren Partner. Auch unter seiner Leitung durften junge Musikerinnen und Musiker aus dem Orchester erste solistische Erfahrungen sammeln, wie der Cellist Daniel Hoffmann, der die Cellokonzerte von Dimitri Schostakowitsch 2010 und von Edward Elgar 2012 spielte. Für Margarethe Geigerhilk (Flöte) und Philomène Tsoungui (Schlagzeug) komponierte Grüneis eigens ein Duo für Flöte, Schlagzeug und Orchester. Besondere Auftritte waren u. a. die Mitwirkung am Projekt „Klasse Klassik goes proms“ des Bayerischen Kultusministeriums am 6. Mai 2006 im Münchner Gasteig zusammen mit Mitgliedern des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.

Zweimal wirkte das Jugendsymphonieorchester beim Internationalen Jugendmusikfestival im Rodachtal mit. Die dort von den Holzbläsern 2011 gespielte Serenade für Blasinstrumente op. 20 von Henri Marteau wurde 2012 vom Bayerischen Rundfunk im Theater Hof aufgenommen. Mit der Arbeitsphase 2012 und den abschließenden Konzerten musste Raoul Grüneis seine Tätigkeit in Oberfranken beenden, weil er zu Beginn der Saison 2011/12 die Leitung der Staatsoper Istanbul übernommen hatte.

Howard Golden (1995 bis 2004)

1995 übernahm Howard Golden von den Hofer Symphonikern das Orchester und führte dieses bedeutende Projekt für die musikalische Jugend Oberfrankens im Sinne des Begründers fort.

Howard Golden war Assistent-Dirigent der Hofer Symphoniker und leitete bereits über zehn Jahre das Orchester der Musikschule der Hofer Symphoniker, das seit 1994 „Jugendsymphonieorchester Hof“ heißt. In Anlehnung an diese Bezeichnung firmiert seitdem das Jugendorchester des Bezirks Oberfranken unter dem Namen „Jugendsymphonieorchester Oberfranken“.

Für Golden als Mitglied der Hofer Symphoniker lag es nahe, deren Ressourcen zu nutzen. So verpflichtete er mehrere junge Kolleginnen und Kollegen aus diesem Profiorchester als Coaches für die Arbeitsphasen des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken und konnte mit diesem Konzept ebenfalls zehn Jahre lang großartige Akzente im oberfränkischen Konzertleben setzen und vielen Talenten aus der Region wichtige Impulse auf ihren weiteren musikalischen Werdegang mitgeben. Sornitza Rieß geb. Baharova (2. Konzertmeisterin Staatsphilharmonie Nürnberg) und Dominic Herrmann (Soloschlagzeuger im Orchester der Oper Zürich) sind zwei Beispiele für herausragende Karrieren, die aus dem Jugendsymphonieorchester Oberfranken unter Howard Golden erwachsen sind.

Ein Höhepunkt und zugleich der Abschluss seines Wirkens war im Jahr 2004 die Konzertreise nach Uzhgorod, Hauptstadt von Transkarpatien, der Partnerregion des Bezirks Oberfranken, wo das Jugendsymphonieorchester u. a. mit Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert e-Moll op. 62 (Solistin: Sornitza Baharova) begeistern konnte.

Günther Weiß (1984 bis 1994)

Prof. Dr. Günther Weiß (1933–2007) hatte bei der künstlerischen und musikpädagogischen Konzeption von Haus Marteau eine sehr breit angelegte Vision einer idealen Musikförderung im einstigen Wohnhaus des Violinvirtuosen Henri Marteau (1874–1934).

So bot ihm das Marteau-Gedenkjahr 1984 den Anlass, ein „Oberfränkisches Jugendorchester“ zu gründen, um damit einerseits ein verbindendes Element zwischen der musikalischen Elitebildung in Haus Marteau und der musikpädagogischen Arbeit in den Schulen der Region schaffen. Andererseits sollte jungen Musiktalenten aus Oberfranken die Möglichkeit eröffnet werden, Orchester-Erfahrung in einem Repertoire zu gewinnen, das Schul- oder Musikschulorchester nicht oder nur äußerst selten bieten können.

Prof. Weiß hatte das Entwicklungspotential für ein oberfränkisches Jugendorchester und mögliche Synergien mit Haus Marteau und mit der Musikkultur in der Region von Anfang an im Blick.

Das „Marteau-Orchester“, wie es Prof. Weiß auch nannte, traf sich erstmals in den Osterferien 1984 in Haus Marteau. Die rund 45 Mitglieder erarbeiteten für das Premierenkonzert Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzerte Nr. 20 d-Moll KV 466 und Nr. 23 A-Dur KV 488 sowie Joseph Haydns Sinfonie Nr. 94 G-Dur Hob I/94 „Mit dem Paukenschlag“. Am Karsamstag 1984 hatte das Orchester öffentliche Premiere in der Frankenhalle Naila.

Als Solisten konnte Prof. Weiß den international bekannten Pianisten Alfons Kontarsky (1932–2010) verpflichten, Professor für Klavier an der Musikhochschule München. Klangvolle Namen zieren die Konzertprogramme jener Jahre: August Everding (1928–1999) als Sprecher in Sergej Prokofieffs „Peter und der Wolf“, die Pianisten Alfons Kontarsky (1932–2010), Siegfried Mauser (geb. 1954) und Margarita Höhenrieder (geb. 1956), der Oboist Günther Passin (1937–2014).

Auch zahlreiche junge Talente aus dem Jugendorchester durften solistische Erfahrung sammeln: die Geigerin Eva-Christina Schönweiß (seit 2001 Stimmführerin der 2. Violinen im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin), der Hornist Thomas Besand (heute Dirigent der Stadtkapelle Kulmbach) der Fagottist Volker Werner (heute Lehrer an der Kreismusikschule Bamberg).

Von Beginn an wichtig war Prof. Weiß die Einbindung von Coaches, die er von der Musikhochschule München mitbrachte. Einige spielten bei den Konzerten mit, um die oberfränkischen Nachwuchsmusikerinnen und Nachwuchsmusiker als Stimmführer zu unterstützen. Binnen kürzester Zeit war ein beachtliches Niveau erreicht. Über Oberfranken hinaus hatte das Orchester bald einen ausgezeichneten Ruf.

Beim Repertoire versuchte Prof. Weiß, sein Orchester an die gesamte Bandbreite der Orchesterliteratur und auch an alle Epochen heranzuführen. So erarbeitete er mit den jungen Musikerinnen und Musikern 1987 Harald Genzmers (1909–2007) „Sonatina Seconda“ für Streicher und die Uraufführung des 3. Symphonischen Fragments mit dem Titel „Schacht“ von Christoph Staude (geb. 1965).

Glanzvoller Höhepunkt war schließlich das zehnjährige Jubiläum Ostern 1994, für das Prof. Weiß sogar ein zweites Konzert im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth organisieren konnte. Mit diesem Konzert endete Prof. Weiß’ Wirken als Dirigent des Jugendorchesters.

Proben Rosenthal-Theater

Prof. Günther Weiß dirigiert das Jugendsymphonieorchester

Probe Rosenthal-Theater Prof. Weiß

Proben Weißenstadt

Howard Golden dirigiert das Jugendsymphonieorchester

Proben Haus Marteau

Prof. Günther Weiß dirigiert das Jugendsymphonieorchester

Probe Haus Marteau Prof. Weiß

Sornitza Baharova 

Konzert in Naila